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Die Forschungsstrategie 

 

Ziel der Forschung

Ziel der Forschung ist es, die Bedarfe der Forst- und Holzwirtschaft vor dem Hintergrund digitaler Transformation von Arbeit differenziert zu betrachten und herauszufinden, unter welchen konkreten Gegebenheiten Kompetenzvalidierung zur Anwendung kommen kann, wie diese im konkreten Fall aussehen sollte und welche Schlussfolgerungen sich daraus für die Kompetenzentwicklung von ArbeitnehmerInnen ergeben könnten. Nur wenn diese Fragen zufriedenstellend beantwortet sind, können Instrumente zur Kompetenzvalidierung entwickelt werden, mit dem die Potenziale von ArbeitnehmerInnen festgestellt, beurteilt und anerkannt werden können.

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Ausgangspunkt für das Forschungsvorgehen

Ausgangspunkt für das Forschungsvorgehen war, zu ermitteln, welche Vorgehensweise es erlaubt, Forschung zu betreiben, die aus Sicht der Wissenschaft und aus Sicht der Praxis als qualitätvoll anerkannt wird. Es handelt sich dabei um eine grundlegende Frage, da die Akzeptanz und Verwertung der Forschungsergebnisse wesentlich davon abhängen, wie diese von verschiedenen wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Anspruchsgruppen bewertet werden. Qualität verstehen wir dabei in Anlehnung an Kuper (2002) als kommunikativen Knotenpunkt, d.h. als doppelt kontextgebundene Variable, die auf beiden Seiten – der Wissenschaft und der Praxis – die Bedingungen eines Leistungsaustauschs moderiert. Was unter Qualität verstanden wird, ist somit Ergebnis eines Abstimmungsprozesses, der Transparenz hinsichtlich der Leistungserwartungen schafft.

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Qualitätskriterien als Orientierung

Wir orientieren uns dafür an den acht Qualitätskriterien qualitativer Sozialforschung, wie sie Tracy (2010) formuliert hat. Diese acht Kriterien sind in der untenstehenden Tabelle gelistet und beschrieben. (Aus dem Englischen übersetzt)

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Tab. 1: Qualitätskriterien qualitativer Sozialforschung. Tracy 2010.

Herausforderungen für die Forschungsstrategie

Es stellen sich einige Herausforderungen für die Forschung in diesem Projekt.

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  • Die Forst- und Holzwirtschaft ist ein von der Weiterbildungsforschung bisher weitgehend unerforschtes Feld.

  • Die betriebliche Praxis in der Forst- und Holzwirtschaft und die wissenschaftliche Praxis in der Weiterbildungsforschung folgen domänenspezifischen Wissenslogiken.

  • Die Partner sind das erste Mal zusammen in einem Projekt, kennen sich noch nicht lange und können daher Interessensdifferenzen oder Verständnisschwierigkeiten haben.

  • Die regionalen Partner sind vom Wissen des jeweils anderen Partners abhängig, um die eigenen Bedarfe hinsichtlich der Leistungserbringung decken zu können.

  • Das Forschungsteam wie auch die regionalen Partner und der Fördergeber stellen einen gewissen Innovationsanspruch an die Forschungs- und Entwicklungsarbeit.

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Strategie der nutzenorientierten Grundlagenforschung

Um den Qualitätskriterien gerecht zu werden und den Herausforderungen begegnen zu können, wird die Strategie einer nutzenorientierten Grundlagenforschung angewendet. Diese Strategie kann helfen, „die teilweise unabhängigen ‚Wissensströme‘ von Grundlagen- und angewandter Forschung einerseits und erfahrungsbasierter Wissensentwicklung in den verschiedenen Praxisfeldern andererseits miteinander zu verknüpfen.“ (Schrader/Goeze 2011, S. 68) Diese Verknüpfung soll es ermöglichen, sowohl qualitativ hochwertige wissenschaftliche Erkenntnisse wie auch einen Mehrwert für die betriebliche Bildungsarbeit in der Forst- und Holzwirtschaft zu generieren.

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Die wichtigsten Charakteristika dieser Forschungsstrategie (vgl. Bauer/Fischer 2007) sind in der folgenden Tabelle leicht adaptiert zusammengefasst. (Aus dem Englischen übersetzt)

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Tab. 2: Charakteristika nutzenorientierter Grundlagenforschung. Bauer/Fischer 2007.

Anwendung der Forschungsstrategie

  • Die Problem- und Fragestellung des Projekts wurden in einer Synthese von wissenschaftlichen Erkenntnisinteressen und Praxisbedarfen identifiziert und ausformuliert. So wurde die Projektidee von den ForscherInnen an die Praxis herangetragen, während Bedarfe der Praxis durch die Kooperationspartner an die ForscherInnen kommuniziert wurden.

  • Die begriffliche und theoretische Rahmung sowie die Erarbeitung und Umsetzung des Forschungsvorgehens ist den ForscherInnen überlassen. Mit der Definition von Fachbegriffen und der Bereitstellung eines theoretischen Instrumentariums wird aber auch das Ziel verfolgt, bestehende Maßnahmen der betrieblichen Praxis bereits während des Forschungsprozesses mit wissenschaftlichen Kenntnissen zu unterfüttern.

  • Für die empirische Forschung wird die Unterstützung der regionalen Partner in Anspruch genommen. Von diesen werden Betriebe genannt, in denen leitfadengestützte Interviews sowie Betriebsbeobachtungen durchgeführt werden. Ergebnisse und Zwischenberichte werden zur kommunikativen Validierung an die regionalen Partner zurückgespielt.

  • Die Vermittlung von Kontakten und die Rückmeldung auf Berichte ist essentiell für die empirische Forschung, um sicherstellen zu können, dass die Qualität der Forschung für die Praxis und die Wissenschaft gegeben ist.

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Literatur

Bauer, C./Fischer, F. (2007): The Educational Research-Practice Interface Revisited: A scripting perspective. In: Educational Research and Evaluation, 13(3), pp. 221-236.

Kuper H. (2013): Qualität im Bildungssystem. In: Gogolin I./Kuper H./Krüger H./Baumert J. (Hg.): Stichwort: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft. Wiesbaden: Springer.

Schrader, J./Goeze, A. (2011): Wie Forschung nützlich werden kann. In: Report, 2/2011, S. 67-76.

Tracy, S.J. (2010): Qualitative Quality: Eight "Big-Tent" Criteria for Excellent Qualitative Research. In: Qualitative Inquiry, 16, pp. 837-851.        

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